Wie geht es beim Ausbau des Föhringer Rings weiter? Diese Fragen stellen sich gerade viele Menschen. Wir haben nachgefragt bei Tanja Schiebel. Als Abteilungsleiterin für Bundes-, Staats- und Kreisstraßen im Landkreis München beim Staatlichen Bauamt München koordiniert sie Großprojekte wie den Ausbau des Föhringer Rings.

 

Tanja Schiebel koordiniert das Großprojekt Ausbau Föhringer Ring

Frau Schiebel, vor kurzem wurden bei Unterföhring neben der nördlichen Auffahrt auf den Föhringer Ring Bäume gefällt. Wie geht es jetzt weiter?

Die Bäume wurden gefällt, weil die Stadtwerke München zunächst Strom- und Gasleitungen verlegen, die unseren Bauarbeiten im Weg stünden. Der Bereich, in dem die Leitungen derzeit verlaufen, wird im Zuge der Maßnahme komplett umgebaut und verbreitert. Im Bestand hängen die Leitungen an der Herzog-Heinrich-Brücke. Das ist heute so nicht mehr erlaubt. Im Zuge des Ausbaus wird ein Großteil der Leitungen in einem Düker unter der Isar geführt und muss entsprechend auf beiden Seiten an den Bestand angeschlossen werden. Diese neuen Verbindungen werden im Laufe dieses Jahres von den Stadtwerken München hergestellt.

 

Was passiert gerade am Föhringer Ring?

Der Ausbau des Föhringer Rings ist ein überaus komplexes Projekt, bei dem unter anderem artenschutzrechtliche (z.B. Fledermaus, Eidechse), naturschutzfachliche (Baumschutz), gartendenkmalpflegerische (Englischer Garten) und wasserrechtliche (Isar, Isarkanal, Schwabinger Bach, Eisbachkanal, Garchinger Mühlbach) Aspekte berücksichtigt werden müssen.

Das Planfeststellungsverfahren, auf dem die Pläne für die Erweiterung des Föhringer Rings beruhen, liegt inzwischen fast 17 Jahre zurück. Seit 2004 hat sich das Naturschutzrecht aber grundlegend geändert.

Deshalb mussten wir die Planungen anpassen und müssen diese nun in einem Planänderungsverfahren rechtlich sichern. Das heutige Artenschutzrecht sieht gegenüber 2004 wesentlich strengere Maßstäbe für Baumaßnahmen vor. Deshalb haben wir die im Umfeld des Föhringer Rings vorkommenden Artengruppen wie Vögel, Fledermäuse, Schmetterlinge, Heuschrecken, Amphibien und Säugetiere erneut kartiert. Aus den Ergebnissen der Kartierungen ergaben sich unter anderem folgende Maßnahmen:

  • Wir installieren Überflughilfen für Fledermäuse entlang einiger Bereiche der Baustrecke.
  • Wir schützen die Fischfauna und deren Laichplätze in den Bächen, wenn wir die drei den Föhringer Ring querenden Bäche während der Bauzeit verrohren.
  • Und wir suchen nach möglichst kurzen Baustellenzufahrten durch den Englischen Garten und die Isarauen, um Störungen insbesondere lärmempfindlicher Vogelarten weitgehend zu vermeiden.

 

Welche Auswirkungen hat dies konkret?

Zum Beispiel benötigen wir einen geeigneten Weg für die Baufahrzeuge, damit diese die Isar von Osten aus überqueren können, um auf der Isarinsel die Pfeiler für die neue Brücke zu errichten. Der bisher vorgesehene Weg würde durch geschütztes Gebiet führen. Er fällt damit flach. Die Alternativroute führt über ein Feld. Dieses Feld aber gehört einem Privatmann. Und mit ihm müssen wir uns einig werden, dass wir für die Dauer der Bauzeit über sein Grundstück fahren dürfen. Damit dies alles rechtssicher wird, haben wir das Planänderungsverfahren zweigeteilt: In einem ersten vorgezogenen Verfahren für den Neubau der zweiten Isarbrücke südlich der bestehenden Isarbrücke werden Baustellenzufahrten sowie die damit in Anspruch genommenen Flächen behandelt. In zweiten, deutlich umfangreicheren Planfeststellungsverfahren geht es dann um den Ersatzneubau der Herzog-Heinrich-Brücke sowie die weitere Strecke.

Die meisten Arbeiten derzeit laufen im Hintergrund: Grundstücksverhandlungen, Lärmschutzgutachten, Planungen von Baustellenzufahrten, etc. Denn wir wollen vorbereitet sein und sofort loslegen, sobald die Regierung von Oberbayern die Planänderung festgestellt, sprich genehmigt hat.

 

Hat sich der Zustand der restlichen Strecke verändert?

Im westlichen Streckenbauabschnitt befinden sich vier Bauwerke. Diese sollten nach der ursprünglichen Planfeststellung lediglich saniert und verbreitert werden. Seit 2004 hat sich der Zustand dieser Bauwerke allerdings verschlechtert, sodass eine Sanierung nicht mehr sinnvoll ist und stattdessen vier neue Bauwerke nötig sind. Diese Bauwerke werden bei laufendem Verkehr errichtet. Die neue Situation hat größere Eingriffe in die Umgebung sowie ein größeres Baufeld zur Folge.

Vereinfacht ausgedrückt bedeutet dies: Wir mussten unsere Planungen und Kartierungen überarbeiten und erweitern, um allen Aspekten des Artenschutzes gerecht zu werden, aber auch, um die Planung als solche auf den aktuellen Stand zu bringen. Nur so können wir die Baugenehmigung durch die Regierung von Oberbayern erhalten. Dieser ganze Prozess ist sehr zeitaufwendig. Und daher hat sich der Baubeginn verzögert.

Hinzu kommt eine Vielzahl an weiteren Beteiligten wie Gas- und Stromversorger oder Telekommunikationsunternehmen, deren Leitungen derzeit noch unter der Brücke beziehungsweise im künftigen Baufeld verlaufen. Insgesamt müssen wir 63 dieser sogenannten Sparten koordinieren. Und gibt es die zahlreichen Grundeigentümer. Teilweise müssen wir ihnen ein Stück ihres Grundes für die neuen Fahrstreifen abkaufen, teilweise benötigen wir von ihnen die Erlaubnis, während der Bauzeit über ihr Grundstück fahren zu dürfen, etwa um Material für die Brückenpfeiler anzuliefern.