Eine Reise in die Vergangenheit – die archäologischen Voruntersuchungen

München ist nicht Köln und deshalb ist auch nicht damit zu rechnen, dass, wo immer man ein Loch in den Boden gräbt, eine römische Tonscherbe auftaucht oder gar die Grundmauern einer römischen Villa. Doch auch im Münchner Boden schlummern Relikte aus der Vergangenheit. Weniger von Römern, denn von Bajuwaren, Kelten und anderen Vorfahren der heutigen Münchner, die bis zurück in die Jungsteinzeit reichen.

Bevor etwa die Baustraße von der Münchner Straße in Oberföhring in Richtung Isar angelegt wurde, musste das Staatliche Bauamt Freising prüfen, ob die geplante Strecke über ein sogenanntes Bodendenkmal führt beziehungsweise über die Verdachtsfläche eines Bodendenkmals. Und tatsächlich: Laut bayerischem Denkmal-Atlas befindet sich in Richtung Isar-Hangkante eine solche Verdachtsfläche.

Das Staatliche Bauamt Freising beauftragte daher vor dem Baubeginn eine private Grabungsfirma mit einer archäologischen Untersuchung. Die Experten der archäologischen Fachfirma sind darauf spezialisiert, Verfärbungen im Boden (sogenannte Befunde) zu entdecken, die Hinweise auf Siedlungsspuren wie etwa Feuerstellen, Gebäude oder Gräber geben. Stoßen sie, wie in diesem Fall, auf solche Verfärbungen, werden sie freigelegt, fotografiert, gezeichnet und beschrieben. Dabei geht es nicht nur um die einzelnen Befunde, sondern vor allem auch um deren genaue Lage, damit später Siedlungsstrukturen rekonstruiert werden können.

Die Archäologen der Grabungsfirma stellten direkt unter dem Humus Abfallgruben und Reste von Gebäuden (Holzständerbauweise) fest, aus denen sie Tierknochen, Keramikscherben und Geräte aus der Latènezeit (ca. 450 v. Chr. bis um Christi Geburt) bergen konnten. Sehr außergewöhnlich war die Freilegung von zwei Skeletten innerhalb eines ehemals eingetieften Gebäudes. Derartige Grubenhäuser dienten vorwiegend handwerklichen Tätigkeiten.

Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) wird für die genaue chronologische Einordnung der Skelette und des Grubenhauses C14-Datierungen (die sogenannte Radiokarbonmethode) und für die Untersuchung der Skelette eine anthropologische Bestimmung in Auftrag geben. Nachdem das BLfD die Grabungsdokumentation, die menschlichen Überreste und die Funde von der Grabungsfirma erhält, regelt es ihre dauerhafte Archivierung mit weiteren staatlichen Institutionen – zum Beispiel der Archäologischen Staatssammlung oder der Anthropologischen Staatssammlung.